2014 Konzerte und Projekte des Bonner Kammerchors

Plakat Bonner Kammerchor

Konzerte 2014

O Magnum Mysterium

Chormusik zur Adventszeit



Samstag, 13. Dezember 2014, 12:00 Uhr
St. Remigius, Brüdergasse 8, 53111 Bonn
(Musik zur Marktzeit)

Samstag, 13. Dezember 2014, 20:00 Uhr
St. Marien, Burgstraße 45, 53177 Bonn-Bad Godesberg

Sonntag, 14. Dezember 2014, 16:30 Uhr
St. Johann Baptist, Kirchplatz, 53604 Bad Honnef

Samstag, 20. Dezember 2014, 20:00 Uhr
Annakirche, Annastraße 35, 52062 Aachen


Zu den Werken

O magnum mysterium – das „große Geheimnis“ der Menschwerdung Christi hat im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Komponisten fasziniert und zur Vertonung inspiriert.

In seinem diesjährigen Adventsprogramm besingt der Bonner Kammerchor das mittelalterliche Responsorium mit Werken von der Vokalpolyphonie (William Byrd) und der Barockzeit
(Alessandro Scarlatti) über die Nachkriegszeit (Francis Poulenc, Peter Maxwell Davies) bis in die Gegenwart (Morten Lauridsen, Simon Wawer), die sich dem mystischen Text klangvoll widmeten und das Geheimnisvolle des besungenen Wunders auf ihre jeweilige Weise zum Greifen spürbar machen.

Hierin eingebettet sind Marianische Gesänge, in denen der vorweihnachtliche Lobgesang Marias „Magnificat“ in der Vertonung Arvo Pärts zum Ausdruck kommt und in Marienhymnen (Benjamin Britten, Bob Chilcott) der jungfräulichen Gottesmutter gehuldigt wird.

Ausgewählte Chorwerke aus der anglikanischen Tradition (William Harris, Charles Wood) verheißen doppelchörige Klangfülle und lassen den Zauber der weihnachtlichen Botschaft erahnen.


Programm

William Byrd (1543-1623)
O magnum mysterium

Alessandro Scarlatti (1660-1725)
O magnum mysterium

Benjamin Britten (1913-1976)
Hymn to the Virgin

Francis Poulenc (1899-1963)
Quatre motets pour le temps de noël

Peter Maxwell Davies (*1934)
Two Carols from “O magnum mysterium”

Arvo Pärt (*1935)
Magnificat

William Harris (1883-1973)
Faire is the heaven

Charles Wood (1866-1926)
Hail, gladdening light

Simon Wawer (*1979)
O magnum mysterium

Morten Lauridsen (*1943)
O magnum mysterium

Bob Chilcott (*1955)
Shepherd's Carol


Plakat Bonner Kammerchor

Singet!



Samstag, 20. September 2014, 18:00 Uhr
Pauluskirche, In der Maar, Bonn-Friesdorf

Sonntag, 21. September 2014, 18:00 Uhr
St. Laurentius, Am Yachthafen, Remagen-Oberwinter

Sonntag, 28. September 2014, 17:00 Uhr
Kreuzbergkirche, Stationsweg, Bonn


Zu den Werken

Unter dem Motto Singet! widmet sich der Bonner Kammerchor geistlichen Lobgesängen von der Renaissance bis in unsere Zeit. Im Zentrum des abwechslungsreichen Programms steht Johann Sebastian Bachs doppelchörige und chorisch anspruchsvolle Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Dieser Aufforderung zum Lobpreis folgend erklingen mit dem „Benedictus“ von Tomás Luis de Victoria sowie den deutschen Vertonungen des „Magnificat“ und „Nunc dimittis“ durch Felix Mendelssohn Bartholdy die drei Cantica des Neuen Testaments.

Ergänzt werden die Lobgesänge durch Motetten und Psalmvertonungen von Monteverdi („Cantate Domino“), Schütz („Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“), Thompson („Alleluia“), Buchenberg („Von 55 Engeln behütet“) und Wawer („Our Music“).


Programm

Claudio Monteverdi (1567 – 1643)
Cantate Domino aus »Libro primo de motetti«, 1620

Tomás Luis de Victoria (ca. 1548 – 1611)
Benedictus, aus »Officium Hebdomadae Sanctae«, 1585

Heinrich Schütz (1585 – 1672)
Die Himmel erzählen, SWV 386, aus »Geistliche Chormusik«, 1648

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
Magnificat: Mein Herz erhebet Gott den Herrn, op. 69/3, aus »Drei Motetten«, 1847

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Singet dem Herrn ein neues Lied, BWV 225

Randall Thompson (1899 – 1984)
Alleluia

Simon Wawer (geb. 1979)
Our Music

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
Nunc dimittis: Herr, nun lässest du deinen Diener, op. 69/1, aus »Drei Motetten«, 1847

Wolfram Buchenberg (geb. 1962)
Von 55 Engeln behütet


Plakat Bonner Kammerchor

Phantasien – Visionen – Transformationen



Do, 1. Mai 2014, 17:00 Uhr
St. Maria Himmelfahrt, Auwer Straße, 54608 Bleialf


Fr, 2. Mai 2014, 19:00 Uhr
Jesuitenkirche, Jesuitenstraße, 54290 Trier


Sa, 3. Mai 2014, 19:30 Uhr
St. Laurentius, Kunohof, 54439 Saarburg


Fr, 16. Mai 2014, 19:00 Uhr
Stiftskirche Stuttgart, Stiftstraße 12, 70173 Stuttgart


So, 18. Mai 2014, 17:00 Uhr
St. Severin, Mainzer Straße 178, 53179 Bonn-Mehlem


Programm

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Kyrie eleison, Gloria (aus: Die Deutsche Liturgie)

Charles Ives (1874-1954)
The earth is the Lord's (Psalm 24)

Johannes Brahms (1833-1890)
Warum ist das Licht gegeben (Motette op. 74,1)
Sanctus, Benedictus, Agnus Dei (aus: Missa Canonica)

Michael Reudenbach (*1956)
Noch nicht – Nicht mehr (für Stimmen und Tonband, nach einem Text von Vilém Flusser)

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Mein Gott, warum hast du mich verlassen (Psalm 22)

Max Reger (1873-1916)
O Tod, wie bitter bist du (Motette op. 110/3)


Zu den Werken

Das Programm des Bonner Kammerchors Phantasien – Visionen – Transformationen widmet sich einer Spurensuche in Bezug auf die existenziellen Fragen irdischen Seins und die Perspektiven zwischen Endlichkeit und Transzendenz.

Eingebettet in einen liturgischen Rahmen (Mendelssohn: Die Deutsche Liturgie; Brahms: Missa Canonica) stellt das Programm das prominente Vokalwerk »Noch nicht – nicht mehr« des Aachener Komponisten Michael Reudenbach (*1956) in sein Zentrum, das die Wirklichkeit der zeitlichen und menschlichen Grenzen auslotet. Flankiert wird das zeitgenössische Werk  für Stimmen und Tonband von tiefgehenden Psalmvertonungen und Motetten von Mendelssohn (»Mein Gott, warum hast du mich verlassen«), Brahms (»Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen«), Max Reger (»O Tod, wie bitter bist du«) und Charles Ives (»The earth is the Lord’s«).

Als Generalmusikdirektor von Berlin war es Felix Mendelssohn Bartholdys Aufgabe, einen Beitrag zur Erneuerung der Kirchenmusik zu leisten. Für die Neue Preußische Agende – die offizielle protestantische Gottesdienstordnung – schrieb Mendelssohn 1846 die Deutsche Liturgie, die im Berliner Dom zur Aufführung kam. Seine Musiksprache verbindet hier die unterschiedlichsten Kompositionsprinzipien der Alten Musik von der venezianisch beeinflussten Doppelchörigkeit bis zum motettischen, polyphonen und homophonen Satz und zeichnet sich durch reiche Kontrastbildung aus, insbesondere durch den Wechsel von chorischen und solistischen Passagen. Kyrie und Gloria zählen (neben dem Sanctus) zu den wenigen in sich geschlossenen Sätzen, während die übrigen Teile nur aus wenigen Takten bestehen.

Der im weiteren Konzertverlauf erklingende Psalm 22 »Mein Gott, warum hast du mich verlassen« (1844), die in Musik gesetzte schwankende und zweifelnde Rede einer zerrissenen Seele, offenbart aufgrund seines weitgehend psalmodischen Charakters eine bemerkenswerte kompositorische Einfachheit und stilistische Reinheit.

Die Skizzen zu einer Messe für vier- bis sechsstimmigen Chor (davon das Kyrie mit Orgelcontinuo-Begleitung) schrieb Johannes Brahms in den Jahren 1856/1857 im Zuge seiner akribischen Beschäftigung mit den strengen Satzregeln der alten Meister. Jedoch ist sein Werk weniger als Stilkopie zu verstehen als vielmehr eine Musik seiner Zeit in sehr persönlicher Tonsprache. Zu Lebzeiten Brahms’ kam die sogenannte Missa Canonica, von der ein Gloria oder Credo nicht überliefert sind, allen anderen Sätzen aber jeweils ein strenger Kanon zu Grunde liegt, wohl nicht zur Aufführung.

Das musikalische Material der drei Schlusssätze Sanctus und Benedictus (beiden folgt ein kurzes Hosanna) sowie Agnus Dei übernahm Brahms später teilweise in seine Motette »Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen« (1878), die – mit ihren vier Sätzen und Schlusschoral dem Bachschen Modell der mehrsätzigen, aus stark kontrastierenden Teilen bestehenden Motette folgend – zweifelsohne als Höhepunkt der Brahmsschen Motettenkunst gilt.

Inhaltlicher Ausgangspunkt ist das kompositorisch dramatisch ausgeformte Moment des Schmerzes und des heftigen Zornes gegen Gott, dessen Handeln sich dem verzweifelten Hiob angesichts seines großen Leides nicht erschließen will.

Infolge seiner Berufung auf die Kompositionsprofessur am Leipziger Konservatorium scheint das Interesse Max Regers an der Erschaffung umfangreicherer A-cappella-Chorwerke gestärkt worden zu sein, das in den Drei Motetten op. 110 (1909 – 1912) zweifelsohne seinen krönenden Abschluss findet. Das letzte Werk dieser Gruppe, die Motette »O Tod, wie bitter bist du« auf einen Text aus dem apokryphen Buch Jesus Sirach, ist in ihrem ersten Teil geprägt durch ihre dunkle Stimmung, abgründige Klage und durch stehende Klänge, die schließlich in einen choralartigen, sanft fließenden, nach Dur aufgelichteten Schlussteil münden. Reger selbst bezeichnete sein Werk, das der jüngsten Tochter Felix Mendelssohn Bartholdys, Lili Wach, gewidmet ist, als »todestraurige Motette, es wird ein erschreckend trauriges Werk werden mit einem verklärenden Abschluss, d. h. der Abschluss ist eben der Tod, der verklärt«.

Die meisten der insgesamt zehn Psalmvertonungen von Charles Ives, heutzutage anerkannt als einer der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts, entstanden im Laufe seiner Studienzeit an der Yale University ab 1894 und stoßen in bis dahin unbekannte, experimentelle klangliche Bereiche vor. Die kompositorische Radikalität der Psalmvertonungen gilt als Versuch, die Wucht und Eindringlichkeit der alttestamentlichen Sprache musikalisch zu fassen. Einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu seiner kompositorischen Selbstfindung stellt Ives’ früh vertonter Psalm 24 »The earth is the Lord’s« dar: Charakteristisch sind hier die aus einem Unisono-Zentrum jeweils spiegelsymmetrisch auseinanderstrebenden Linien und die rücksichtslos dissonanten Sprünge der einzelnen Chorstimmen, die sich allerdings immer wieder zu traditionell deutbaren Klängen zusammensetzen können.

Die Komposition »Noch nicht – Nicht mehr« des zeitgenössischen Komponisten Michael Reudenbach wurde für das Vocalensemble Kassel komponiert und 1998 uraufgeführt.
Dem Werk zugrunde liegt ein Text von Vilém Flusser: »Trotzdem: Wenn auch zu letztlichem Scheitern verurteilt, so wie die Weisen und Wissenschaftler, sind wir dennoch
fähig, mit unserem eigenen Scheitern zu spielen.«

Für den Bonner Kammerchor entstand 2014 eine revidierte Version. Der Komponist schreibt selbst: »Die klangliche Realisation von ›Noch nicht – Nicht mehr‹ ist nicht in der strikten Befolgung des Notentextes zu suchen. Damit ist allerdings keineswegs eine Beliebigkeit beabsichtigt, lediglich wird eine beschränkte Gültigkeit musikalischer Vorschriften festgestellt. Nachzugehen ist dem leuchtenden Klangreichtum der menschlichen Stimme, der sich einer strikten Reglementierung entzieht; zu finden, auszuwählen und auszuschöpfen sind die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten und innerhalb dieser, weniger das Absolute zu suchen als vielmehr das Da-Zwischen, das ›Noch nicht – Nicht mehr‹… Die CD-Einspielung enthält alle vergangenen und zukünftigen Tage, Monate und Jahre eines Jahrhunderts, vorgetragen von einem Sprecher. Durch Auslassung der ersten beiden Ziffern der Jahresangabe bezeichnen die Zahlen nicht ein konkretes Datum, sondern können sich auf jedes Jahrhundert beziehen. Die Jahresbezeichnungen 0 bis 99 benennen also lediglich den Zeit-Raum innerhalb eines Jahrhunderts, das Jahrhundert selbst bleibt unbestimmt. Alles um mich herum ist nun Zukunft, alles in mir drinnen ist Vergangenheit«.


Plakat Bonner Kammerchor